„Da wurden sie alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab.“
Apostelgeschichte 2,4

Pfingsten. Das ist das Fest, an dem der Geist Gottes weht – wild, lebendig, verbindend. Er weht durch verschlossene Türen, über Grenzen hinweg, mitten hinein in das, was uns oft trennt: Sprache, Herkunft, Kultur, Religion. Und gerade dort entsteht etwas Neues. Eine Gemeinschaft. Verständigung. Hoffnung.
Die Pfingstgeschichte erzählt nicht nur von einem Wunder in Jerusalem, sondern von einem tiefen menschlichen Bedürfnis: gesehen und verstanden zu werden. In einer Welt, in der so oft lautstark aneinander vorbeigeredet wird, wirkt der Heilige Geist ganz leise – aber kraftvoll. Er führt nicht über Macht, sondern über Beziehung. Nicht über Dominanz, sondern über Begegnung.
Dass Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen sich auf einmal verstehen, ist in dieser Geschichte mehr als ein Sprachwunder – es ist ein Zeichen der Versöhnung. Und vielleicht ist genau das die große Botschaft von Pfingsten heute: dass Gottes Geist da wirkt, wo wir aufeinander zugehen. Wo wir Unterschiede nicht als Bedrohung erleben, sondern als Bereicherung. Wo wir Vielfalt nicht fürchten, sondern feiern.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten häufig verhärten, in der Feindbilder und Vorurteile wieder lauter werden, ist der Geist von Pfingsten aktueller denn je. Er erinnert uns daran, dass Verständigung möglich ist – auch und gerade zwischen den scheinbar Unvereinbaren.
Pfingsten ist ein Fest der Hoffnung. Der Hoffnung, dass unser Miteinander nicht auf Angst gegründet ist, sondern auf Vertrauen. Der Hoffnung, dass der Wunsch nach Frieden stärker ist als die Versuchung der Ausgrenzung. Der Hoffnung, dass Gottes Geist auch heute weht – durch unsere Gemeinden, unsere Gespräche, unser Engagement für eine gerechtere Welt.
Lassen wir uns also von diesem Geist anstecken. Nicht im Sinne von Lautstärke oder Aktionismus, sondern in der Haltung, mit der wir einander begegnen: mit offenen Ohren, mit weiten Herzen, mit ehrlicher Neugier.
Denn wo der Geist weht, da ist Freiheit. Da ist Verbundenheit. Da ist Leben.
Gott des Lebens,
dein Geist weht, wo er will –
und oft gerade dort, wo wir es nicht erwarten.Erfülle uns mit deiner Kraft,
die verbindet statt zu trennen,
die heilt statt zu verletzen,
die Mut macht statt Angst zu säen.Lass uns hören, wo andere reden.
Lass uns verstehen, wo wir Unterschiede erleben.
Lass uns Brücken bauen –
zwischen Menschen, Kulturen, Religionen.Wir sehnen uns nach Frieden –
in dieser Welt, in unseren Gemeinschaften, in unseren Herzen.Sende deinen Geist neu,
damit wir zu Werkzeugen deines Friedens werden.Amen