Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!
Offenbarung 21,5
„Siehe, ich mache alles neu.“ Dieser Satz klingt wie ein Aufatmen. Wie ein frischer Wind. Der Satz ist aus dem Johannesevangelium, genauer aus der Offenbarung des Johannes. Dieses Buch erzählt in starken Bildern vom Ende und zugleich von einem neuen Anfang. Von Umbruch und Hoffnung.
Johannes will uns vermitteln: Gott ist nicht fern, sondern mitten unter uns. Er ist ein Gott des Lebens, der Nähe und der Beziehung. Wo Gott wirkt, da bleibt nichts starr, sondern darf sich verwandeln. Da wächst neues Leben.

Das Neue hat einen eigenen Zauber. Hermann Hesse hat das in seinem Gedicht „Stufen“ auf den Punkt gebracht mit dem bekannten Satz: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Ja, diesen Zauber spüren wir manchmal – bei einem Neubeginn, einer Idee, einer Begegnung.
Gleichzeitig wissen wir: Neues kann auch Angst machen. Abschiede tun weh, Veränderungen verunsichern, besonders in einer Zeit, in der so vieles gleichzeitig ins Wanken zu geraten scheint – gesellschaftlich, politisch, sozial und ökologisch.
Umso tröstlicher ist die Perspektive der Jahreslosung. Sie legt die Last des Neuanfangs nicht auf unsere Schultern. Sie sagt nicht: Reißt euch zusammen, macht alles neu. Sondern: Ich mache alles neu. Gott traut sich zu, was wir oft nicht schaffen. Er ist die treibende Kraft der Veränderung – liebevoll, geduldig und dem Leben zugewandt.

Das Neue, von dem hier die Rede ist, kommt nicht als radikaler Schnitt, sondern als leise Verwandlung. Es knüpft an das an, was schon da ist – an Beziehungen, an Hoffnungen, an kleine Schritte der Solidarität. In Momenten, in denen Menschen einander mit Respekt begegnen, Verantwortung für die Schöpfung übernehmen oder sich für Gerechtigkeit einsetzen.
Das Johannesevangelium erzählt von Jesus, der sich den Menschen zuwendet, sie ansieht, ihre Würde ernstnimmt und neue Wege eröffnet – ohne Gewalt, ohne Zwang. Genau so stelle ich mir auch dieses „Neuwerden“ vor: behutsam, respektvoll, gemeinschaftlich.
Für unseren Alltag im kommenden Jahr kann dieser Satz eine Ermutigung sein. Wenn wir feststecken. Wenn wir müde und misstrauisch sind. „Siehe“ – schau hin. Es gibt vielleicht schon Spuren des Neuen: mehr Zusammenhalt, mehr Verbundenheit, mehr Achtsamkeit gegenüber denen, die leicht übersehen werden.
Vielleicht kann ich selbst dazu beitragen, Neues wachsen zu lassen: in einer guten Begegnung, in einem mutigen Wort, in einer Veränderung meines eigenen Verhaltens.
Vielleicht ist 2026 ein Jahr, in dem wir uns trauen, diesen Zauber der Anfänge wahrzunehmen und dem Neuen Raum zu geben – im Vertrauen darauf, dass Gott mitgeht und aus dem, was klein beginnt, etwas Gutes wachsen lässt.
Für uns. Für unsere Kirchengemeinde. Und für diese Welt, die uns anvertraut ist.