Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen!
Psalm 104,24
Jetzt im Frühling sitze ich gerne morgens auf der Terrasse, noch ein bisschen verschlafen, trinke einen starken, heißen Tee, und genieße es, wie mich der Tag wachkitzelt: Die Luft ist klar, es riecht nach frischer Erde und dem ersten gemähten Gras, und überall regt sich neues Leben. An den Bäumen leuchtet zartes Grün, die Meisen singen – und ich habe dann dieses Gefühl: Alles ist verbunden. Dieses Erwachen der Natur geht nicht nur draußen vor sich, es berührt auch das eigene Herz.
Der Psalmbeter im 104. Psalm scheint das genau so erlebt zu haben. Er staunt über Gottes Schöpfung – wie vielfältig, klug und wunderschön sie ist. Da klingt so viel Freude und Dankbarkeit mit! Kein nüchterner Blick auf die Natur als „Ressource“, sondern ein Staunen darüber, wie alles zusammenhängt: die Tiere, die Pflanzen, das Wasser, die Luft – und wir mittendrin. Gottes Schöpfung ist kein Zufallsprodukt, sondern Ausdruck seiner Weisheit und Liebe.

Gerade der Frühling erinnert uns daran, dass Gott ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Erneuerer ist. Nach dem Winter kehrt das Leben zurück mit Farbe, Duft und Bewegung. Das kann auch für uns ein Bild sein: für Hoffnung, für innere Aufbrüche, für neue Wege, die wir gehen können – persönlich, aber auch als Gesellschaft.
Und weil diese Schöpfung so wunderbar und verletzlich ist, haben wir eine Verantwortung. Wir sind keine Zuschauenden, sondern Mitwirkende. Ob wir ökologisch einkaufen, Energie sparen oder uns für Klimagerechtigkeit einsetzen – all das sind kleine Bausteine, um die Erde lebenswert zu erhalten. Und es geht dabei nicht nur um Natur, sondern auch um soziale Gerechtigkeit: Wer heute ausgegrenzt oder benachteiligt wird, ist oft auch besonders von Umweltkrisen betroffen. Eine gerechte Welt und eine gesunde Erde gehören zusammen.
In unseren Gemeinden können wir viel bewegen: beim gemeinsamen Gärtnern, beim Reparieren statt Wegwerfen, beim solidarischen Handeln. Frühling ist eine wunderbare Zeit für Neuanfänge – vielleicht auch für neue Formen des Miteinanders. Die Freude an Gottes Schöpfung verbindet uns – über Konfessionen und Religionen hinweg. Wir sind alle Teil dieser großen Gemeinschaft des Lebens.
Möge uns Gottes Geist durch diesen Frühling begleiten. Möge er uns die Augen öffnen für das Schöne und das Schützenswerte. Und möge er uns die Kraft geben, mit Liebe und Mut für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten.
Gott, du Quelle allen Lebens,
wir danken dir für die Fülle deiner Schöpfung.
Für das erste Grün, das uns hoffen lässt,
für das Licht, das unser Herz erwärmt,
für die Vielfalt des Lebens, die uns staunen lässt.
Schenk uns achtsame Augen und ein weites Herz,
damit wir dein Werk bewahren und teilen,
mit allem, was lebt.
Amen.